Thematisieren und leben Sie Vereinbarkeit. So kommt sie bei den Mitarbeitenden an. Mit einer familienfreundlichen Unternehmenskultur gewinnen Sie an Attraktivität. Bereits einige Anpassungen bewirken viel.
Stellen Sie Ihr Unternehmen auf den Prüfstand: Wie familienfreundlich ist Ihr Betrieb und wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Vielleicht setzt Ihr Betrieb bereits viele Massnahmen um, die bei der Vereinbarkeit hilfreich sind – aber Sie haben sie nicht auf dem Radar. Stellen Sie diese Massnahmen zusammen: Was bieten Sie bereits?
Fragen Sie sich in einem zweiten Schritt: Welche neuen Massnahmen könnten Sie problemlos einführen? Einige Massnahmen sind einfach umsetzbar und kostengünstig, aber effektiv. Nutzen Sie unsere Webseite als Inspiration.
Mit einer Umfrage erfahren Sie, wie Ihre Mitarbeitenden die Familienfreundlichkeit Ihres Betriebs bewerten und wie Sie diese am einfachsten verbessern können.
Eine einfache und kostengünstige Variante ist die Befragung von Pro Familia Schweiz: Beim Family Score führt Pro Familia Schweiz eine Mitarbeitendenbefragung für Ihren Betrieb durch und liefert Ihnen einen Bericht mit konkreten Verbesserungsvorschlägen. Die erste Teilnahme ist gratis. Bei einem guten Resultat sind Sie berechtigt, das Gütesiegel «familienfreundliches Unternehmen» während drei Jahren zu tragen.
Der Betriebs-Check von profawo fokussiert auf die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und der Betreuung oder Pflege von kranken oder älteren Menschen. Er erfasst den Ist-Zustand und zeigt Ihnen Potenzial auf. Der Betriebs-Check ist kostenpflichtig.
Wenn Sie eigene Mitarbeitendenbefragungen durchführen, können Sie einige Fragen zur Vereinbarkeit einfügen. Beispielsweise: Wie familienfreundlich bewerten Mitarbeitende Ihren Betrieb? Was empfinden sie als positiv, was als unzureichend? Welche zusätzlichen Massnahmen wünschen sie sich?
Falls Sie eine eigene, weitergehende Umfrage machen möchten, finden Sie hier eine ausführliche Anleitung dazu:
Wenn Sie die Vereinbarkeit in Ihrem Betrieb systematisch verbessern möchten, können Sie sich an Leitfragen orientieren, die das SECO vorschlägt. In sechs Schritten kommen Sie damit zu Lösungen, die auf Ihren Betrieb zugeschnitten sind:
Machen Sie Vereinbarkeit im persönlichen Gespräch immer wieder zum Thema.
Gehen Sie gezielt auf Mitarbeitende zu, von denen Sie wissen, dass sie Kinder betreuen oder ältere oder kranke Menschen pflegen. Oder bitten Sie die vorgesetzten Personen, dies zu tun. Besonders wichtig sind Gespräche mit zukünftigen Müttern und Vätern vor der Geburt oder Adoption eines Kindes. Es lohnt sich aber auch, immer wieder informell nachzufragen, wie die Vereinbarkeit für die Mitarbeitenden funktioniert. Besprechen Sie, wie die aktuelle Situation aussieht und ob weitere Massnahmen gewünscht sind.
Um gute, individuelle Lösungen zu finden, hilft ein Perspektivenwechsel. Versetzen Sie sich in die Situation der Mitarbeitenden. Halten Sie die Vorgesetzten in Ihrem Betrieb dazu an, dies ebenfalls zu tun: Was würde mir helfen, wenn ich in dieser Lage wäre?
Je nach Situation in Ihrem Betrieb können Sie auch eine spezielle Ansprechperson festlegen.
Das Mitarbeitendengespräch ist eine gute Gelegenheit, um in regelmässigen Abständen über Vereinbarkeit zu sprechen.
Planen Sie dieses Thema in den Gesprächen standardmässig ein und nehmen Sie es in das Formular für Mitarbeitendengespräche auf. Sie können z. B. folgende Punkte besprechen:
Ausserdem können Sie praktische Hinweise und Verbesserungsvorschläge zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegennehmen.
Fördern Sie Vereinbarkeit nicht nur, sondern sprechen Sie auch regelmässig darüber – auch in Ihrer internen Kommunikation. Nehmen Sie das Thema auf und informieren Sie über konkrete Angebote.
Diese Kanäle können sich eignen:
Am hilfreichsten sind oft Vorschläge von Personen, die selbst mit Vereinbarkeitsfragen konfrontiert sind. Schlagen Sie Kanäle vor und bitten Sie um Feedback. Dies kann auch unkompliziert per E-Mail oder in einem persönlichen Gespräch geschehen.
Angebote für die Vereinbarkeit bereitzustellen, ist gut. Vereinbarkeit will aber auch gelebt werden – von Mitarbeitenden und Vorgesetzten.
Etablieren Sie Vereinbarkeit in allen Bereichen. Die Vereinbarkeitskultur ist in Ihrem Betrieb dann angekommen, wenn familiäre Verpflichtungen ganz selbstverständlich berücksichtigt werden, z. B. bei Karriereentwicklung, Einsatzplänen oder der Organisation von Arbeitsaufträgen oder Weiterbildungen.
Alle Mitarbeitenden benötigen Weiterbildungen, egal ob sie in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Achten Sie darauf, dass Teilzeitmitarbeitende genauso an Weiterbildungen teilnehmen können wie Vollzeitmitarbeitende. Berücksichtigen Sie auch hier familienfreundliche Zeiten und legen Sie die Termine früh genug fest.
Denken Sie bei den Weiterbildungen immer auch an die Angestellten im verlängerten Mutterschafts- oder Vaterschaftsurlaub.
Bei grösseren Veranstaltungen oder bei mehreren Teilnehmenden mit Kinderbetreuungsaufgaben kann es sich lohnen, eine organisierte Kinderbetreuung anzubieten.
Hat Ihr Betrieb ein Leitbild? Verankern Sie Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie dort. Damit machen Sie sichtbar, dass das Thema Ihrem Betrieb am Herzen liegt.
Lohngleichheit im Betrieb ist zentral für zufriedene Mitarbeitende und darüber hinaus auch gesetzlich verankert.
Achten Sie auf folgende Punkte, damit nicht unabsichtlich Lohnunterschiede entstehen:
Manchmal schleichen sich Lohnungleichheiten ein, ohne dass sie bemerkt werden. Um ihnen auf die Schliche zu kommen, lohnt es sich, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen und ein gutes Lohnsystem zu erstellen oder zu prüfen.
Der Bund stellt dafür kostenlose Tools zur Verfügung:
Grössere Unternehmen mit mindestens 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sind gemäss Gleichstellungsgesetz verpflichtet, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen (Art. 13a GlG).
Wenn sich Ihr Betrieb für Vereinbarkeit einsetzt, sollten Sie das alle wissen lassen. Informieren Sie intern und kommunizieren Sie nach aussen. Damit sprechen Sie auch ein breiteres Spektrum an potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern an.
Klären Sie, welchen Stellenwert das Thema Vereinbarkeit in Ihrem Auftritt haben soll. Welche Zielgruppen wollen Sie ansprechen? Was ist für diese wichtig?
Seien Sie aber ehrlich und versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können.
Für die Kommunikation nach aussen können Sie verschiedene Kanäle nutzen, z. B.:
Besonders glaubwürdig ist Ihr Betrieb, wenn Sie der Vereinbarkeit im Betrieb ein Gesicht geben können. Nutzen Sie keine Floskeln, sondern zeigen Sie Ihrer Zielgruppe konkrete Angebote und Lösungen auf.
Im besten Fall können Sie für die Kommunikation Gesichter und Botschaften Ihrer Mitarbeitenden nutzen. Emotionale Bilder kommen besonders gut an.
Wenn Sie als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert sind, platzieren Sie das Logo auch im Inserat.
Weitere Informationen:
Sie können die Vereinbarkeit im Vorstellungsgespräch ansprechen. So fühlen sich Bewerbende mit Betreuungspflichten ernst genommen. Und alle anderen wissen, dass es Massnahmen gibt, falls sie diese in Zukunft benötigen sollten. Damit punktet ein Betrieb auch bei jungen Bewerberinnen und Bewerbern.
Wenn Vereinbarkeit bei Ihnen ganz gross geschrieben wird, gehört dieses Thema an den Anfang des Gesprächs, wenn Sie den Betrieb vorstellen. Nennen Sie Zertifizierungen und erzählen Sie, wie Ihr Betrieb Vereinbarkeit lebt.
Sie können das Thema aber auch am Ende des Gesprächs aufnehmen, wenn Sie die Stelle und die Arbeitsbedingungen thematisieren. Dazu passen alle Informationen zu Ihren Arbeitszeitmodellen, mobilem Arbeiten etc.
Falls Sie als kleiner Betrieb nicht viele institutionalisierte Angebote haben: Zeigen Sie, dass Sie individuelle Lösungen suchen und Sie ein offenes Ohr für Anliegen rund um Vereinbarkeit haben.
Achtung: Fragen nach geplantem Nachwuchs oder einer bestehenden Schwangerschaft sind laut Gesetz nicht erlaubt. Informieren Sie stattdessen besser über Angebote zum Wiedereinstieg nach einem Elternurlaub und über Vereinbarkeitsangebote.
Sind Sie bereits jetzt ein vorbildlicher Betrieb? Dann holen Sie sich eine anerkannte Auszeichnung.
Pro Familia Schweiz verleiht familienfreundlichen Betrieben, die beim «Family Score» mitmachen, das Gütesiegel «familienfreundliches Unternehmen». Unternehmen und Verwaltungen mit besonders gutem Resultat werden zusätzlich alle paar Jahre mit einem Award geehrt.
Ob Ihr Betrieb auch dazu gehört, eruiert Pro Familia Schweiz durch eine Umfrage bei Ihren Mitarbeitenden. Anhand der Befragung erfahren Sie ausserdem, wie Ihre Mitarbeitenden die Familienfreundlichkeit Ihres Betriebs einschätzen und wie Sie diese am einfachsten verbessern können. Sie können die Umfrage deshalb auch einfach nutzen, um das eigene Verbesserungspotential zu eruieren.
Die erste Teilnahme ist gratis.
Mit dem Zertifikat Work-Family Balance können Sie belegen, dass Ihr Betrieb familienfreundliche Arbeitsbedingungen anbietet und eine familienfreundliche Firmenkultur lebt. Die Zertifizierung unterstützt Sie dabei, Ihre Personalpolitik weiterzuentwickeln und individuelle, auf die Mitarbeitenden abgestimmte Vereinbarkeitsmassnahmen zu treffen.
Das Zertifikat wurde unter der Führung von Pro Familia Schweiz und mit der finanziellen Unterstützung des Eidgenössischen Büros für Gleichstellung entwickelt. Die Zertifizierung erfolgt durch die unabhängige Zertifizierungsstelle SQS Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich.
In fünf Modulen analysiert die Fachstelle UND gemeinsam mit Ihnen die aktuelle Situation und zeigt Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten auf. Sie definieren Ziele und passende Massnahmen für die Vereinbarkeit.
Mit dem «Prädikat UND» zeichnet die Fachstelle Betriebe aus, die Vereinbarkeit und Gleichstellung in ihrer Strategie, Struktur und Kultur verankert haben. Die Durchführung der fünf Module ist Voraussetzung.
Viele Kompetenzen lassen sich nicht nur im Beruf erwerben, sondern auch bei der Familienarbeit, bei der Betreuung oder anderen Tätigkeiten. Solche übergreifenden Kompetenzen sind auch zentral für die Arbeit: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität, Organisations- und Entscheidungsfähigkeit.
Berücksichtigen Sie diese ausserberuflichen Erfahrungen, wenn Sie Personen anstellen oder befördern und wenn Sie den Lohn festlegen.
Sind sich Ihre Führungspersonen bewusst, wie wichtig ihr Verhalten und ihre Vorbildfunktion für eine vereinbarkeitsfreundliche Kultur sind? Machen Sie darauf aufmerksam.
Für eine familienfreundliche Kultur brauchen Sie Vorgesetzte, die mitziehen. Aufmerksame Führungspersonen sind zentral: Sie sehen, wenn sich die Lebenssituation bei Beschäftigten verändert, können Bedürfnisse abfragen und konkrete Angebote machen. Mit offenen, sensibilisierten Vorgesetzte erreichen Sie punkto Vereinbarkeit viel.
Binden Sie deshalb Führungspersonen regelmässig ein, besonders auch bei Neuerungen. Erklären Sie, was die Bedürfnisse der Mitarbeitenden sind und warum sich Vereinbarkeit auch für den Betrieb lohnt.
Sie und die Vorgesetzten im Betrieb sind Vorbilder. Wenn Sie selbst auf eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben achten, Teilzeit arbeiten oder für den ersten Kindergartentag Ihres Kindes abwesend sind, leben Sie Vereinbarkeit. Dann fällt es auch Mitarbeitenden einfacher, das Thema anzusprechen. Wichtig ist, dass Mitarbeitende keine Nachteile befürchten.
Wenn bei der Arbeitszeit und der Ferienplanung immer Mitarbeitende mit Betreuungspflichten den Vorrang haben, kann dies zu Spannungen im Team führen. Das kann auch dann passieren, wenn Beschäftigte, die früher kommen oder später gehen, immer die liegengebliebenen Arbeiten übernehmen müssen.
Was können Sie tun?
Setzen Sie sich für eine diverse Belegschaft und ein respektvolles Arbeitsklima ein. Das hilft nicht nur bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern verschafft Ihnen auch einen klaren Wettbewerbsvorteil: So gewinnen und halten Sie Mitarbeitende mit verschiedenen Erfahrungen, Kompetenzen, Netzwerken und Perspektiven.
Diversität kann die Vereinbarkeit voranbringen: Mit einer vielfältigen Belegschaft sind unterschiedliche Bedürfnisse keine Ausnahme mehr, sondern selbstverständlicher Teil Ihres Betriebs. Führen Personen mit Betreuungsaufgaben, haben sie ein offenes Ohr für das Thema Vereinbarkeit. Sie können wichtige Veränderungen anstossen, die Ihren Mitarbeitenden und dem Betrieb als Ganzes zugutekommen.
Eruieren Sie den Ist-Zustand in Ihrem Unternehmen: Schauen Sie sich an, welche Mitarbeitenden Sie beschäftigen (Geschlecht, Alter, Nationalität, Sprache, Betreuungsaufgaben etc.) und wie sie sich auf die verschiedenen Positionen verteilen.
Verankern Sie das Thema strategisch. Nehmen Sie es zum Beispiel in Ihre Firmenstrategie auf, verankern Sie Massnahmen in den Jahreszielen oder nehmen Sie eine Strategieberatung in Anspruch. So können Sie Diversität für Ihren Betrieb nutzen und von vielfältigem Talent profitieren.
Achten Sie darauf, dass in Ihrem Betrieb alle die gleichen Chancen haben auf eine Anstellung, Beförderung, gute Bewertung, einen fairen Lohn sowie Aus- und Weiterbildungen. Geschlecht, Herkunft, Alter, Behinderung oder sexuelle Orientierung sollten keine Rolle spielen. Mit chancengerechter Beförderung und Anstellung auf Führungsebene punkten Sie besonders: Führungspersonen prägen die Unternehmenskultur massgeblich.
Häufig wirken Vorurteile unbewusst, z. B. in Bezug auf das Geschlecht. Sie beeinflussen, wie wir Personen bewerten oder wie sympathisch wir sie finden.
Passen Sie z. B. Ihre Stellenausschreibungen an, um mehr Frauen anzusprechen, sorgen Sie für barrierefreie Arbeitsplätze, achten Sie bei Geschäftsanlässen auf ein vielfältiges Essensangebot, um verschieden Glaubensrichtungen zu berücksichtigen oder nutzen Sie ein spezielles Training.
Weitere Informationen:
Ein respektvolles, diskriminierungsfreies Arbeitsklima fördert das Wohlbefinden und die Produktivität der Belegschaft. Wenn Ihre Mitarbeitenden wissen, dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden, bringt das auch die Vereinbarkeit voran.
Zu einem respektvollen Klima gehört eine belästigungsfreie Arbeitsatmosphäre. Das Gleichstellungsgesetz verpflichtet Arbeitgebende, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern. Sprechen Sie das Thema an, definieren Sie das Vorgehen bei Vorfällen, schulen Sie die Vorgesetzten und schreiten Sie ein, wenn Sie Belästigung in Ihrem Betrieb bemerken.
Sprache und Bilder haben einen starken Einfluss darauf, wie und wen wir wahrnehmen. Nutzen Sie dies zu Ihrem Vorteil und sprechen Sie mit Ihrer Kommunikation alle an – z. B. in Stellenausschreibungen, auf Ihrer Webseite und intern. Stereotype gilt es dabei zu vermeiden. Damit positionieren Sie sich als modernes Unternehmen und wirken auf potenzielle Bewerbende mit ganz unterschiedlichen Hintergründen attraktiv.