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Pflege und Betreuung von Angehörigen

Immer häufiger pflegen Berufstätige andere Menschen. Das braucht viel Zeit und Energie. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden dabei, Pflege und Beruf zu vereinbaren und halten Sie sie in Ihrem Betrieb.

Empfehlungen
Sprechen Sie pflegende Mitarbeitende an auf ihre aktuelle Situation

Vielen pflegenden Mitarbeitenden fällt es schwer, über ihre Situation zu sprechen. Sie befürchten, dass sie nicht verstanden werden oder berufliche Nachteile erleiden.

Gehen Sie auf Mitarbeitende zu, von denen Sie wissen, dass sie Angehörige betreuen oder pflegen. Oder bitten Sie die vorgesetzte Person, dies zu tun. Besprechen Sie mit den Mitarbeitenden, wie die Pflegesituation aussieht und ob sich Job und Pflege momentan gut vereinbaren lassen. Dann kennen Sie die Bedürfnisse und können in einem nächsten Schritt nach Lösungen suchen.

Greifen Sie das Thema in den Mitarbeitendengesprächen regelmässig auf und verankern Sie es in den Formularen zu diesen Gesprächen.

Suchen Sie individuelle Lösungen und dokumentieren Sie sie

Finden Sie gemeinsam Lösungen

Suchen sie gemeinsam mit der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter nach Lösungen, die gut zur aktuellen Situation passen. Nicht alle brauchen das Gleiche.

Dokumentieren Sie

Halten Sie die Lösungen schriftlich fest, die Sie vereinbart haben: Veränderungen des Pensums o.ä. sollten Sie in einem Zusatz zum Arbeitsvertrag festhalten. Für Abmachungen reicht eine Aktennotiz.

Vereinbaren Sie eine Testphase

Wenn Sie sich auf ein neues Arrangement geeinigt haben, können Sie bei Bedarf eine Testphase von z. B. drei Monaten ausmachen. Besprechen Sie anschliessend gemeinsam, ob sich das Arrangement bewährt hat.

Bleiben Sie flexibel

Signalisieren Sie, dass Sie offen sind für andere Lösungen, wenn sich die Situation oder die Bedürfnisse ändern. Manchmal ändern sich Umstände schlagartig. Dann ist rasch ein neues Arrangement erforderlich. Legen Sie fest, wer in diesen Situationen die richtige Ansprechperson ist.

Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden

Sie wissen nicht, wo Ihr Betrieb ansetzen soll, um pflegende Mitarbeitende zu unterstützen? Fragen Sie Ihre Belegschaft.

Mit einer Befragung der Mitarbeitenden erhalten Sie ein ganzheitliches Bild. Das hilft Ihnen, an den richtigen Punkten anzusetzen, wenn Sie Massnahmen neu lancieren oder verbessern möchten.

Vielleicht reicht Ihnen eine grobe Übersicht? Dann können Sie die Mitarbeitendenumfrage des Family Score von Pro Familia nutzen. Die erste Teilnahme ist gratis. Damit sehen Sie, welche Bedürfnisse Ihre Mitarbeitenden haben und wo Ihr Betrieb aktuell steht. Die Umfrage bezieht sich allerdings auf Vereinbarkeit allgemein, nicht nur auf Mitarbeitende mit Pflegeaufgaben. Sie können die Ergebnisse also breiter nutzen. Pro Familia übernimmt die administrativen Arbeiten und liefert Ihnen einen Bericht mit Verbesserungsvorschlägen. Bei einem guten Resultat können Sie sich auch zertifizieren lassen.

Als kleines Unternehmen benötigen Sie möglicherweise gar keine Befragung. Sprechen Sie Ihre Mitarbeitenden stattdessen persönlich an oder greifen Sie das Thema in einer Teamsitzung auf.

Ermöglichen Sie flexibles und mobiles Arbeiten

Flexibilität im Job steht bei vielen pflegenden Mitarbeitenden ganz oben auf der Wunschliste. Erlauben Sie flexible Arbeitszeit und mobiles Arbeiten, wann immer möglich.

Flexible Arbeitszeit

Jahresarbeitszeit, Gleitzeit und angepasste Arbeitszeiten sind hilfreich. Schon eine län­gere Mittagspause oder die Befreiung von Schicht- und Wochenendarbeit können stark entlasten.

Hier erfahren Sie mehr

Mehr Flexibilität bei Plus- und Minusstunden

Falls Sie flexible Arbeitszeit anbieten: Erlauben Sie pflegenden Mitarbeitenden mehr Plus- und Minusstunden, als normalerweise vorgesehen wären. Das hilft, weil es häufig intensive und ruhigere Pflegephasen gibt.

Behalten Sie aber auch hier die Stunden im Auge. Legen Sie eine Grenze fest. Wenn diese überschritten wird, ist es an der Zeit, mit den Mitarbeitenden das Gespräch zu suchen und neue Lösungen zu finden.

Mobiles Arbeiten

Mobiles Arbeiten erleichtert vieles. Bieten Sie Ihren Angestellten diese Möglichkeit, wenn es die Arbeit erlaubt. Mitarbeitende sparen sich den Arbeitsweg und können leichter Termine zwischendurch wahrnehmen.

Hier erfahren Sie mehr

Gewähren Sie Abwesenheiten und Pensenreduktionen

Bei der Pflege von älteren oder kranken Personen oder Menschen mit Behinderung läuft nicht immer alles nach Plan. Manchmal müssen Pflegende auf Notfälle reagieren. So schwankt ihr Zeitbedarf für die ausserberuflichen Verpflichtungen.

Seien Sie möglichst flexibel. Mit mehr Flexibilität verhindern Sie eher, dass pflegende Mitarbeitende bei zu grosser Belastung kündigen.

Arbeitsplatz im Notfall kurzfristig verlassen

Ermöglichen Sie pflegenden Mitarbeitenden, im Notfall kurz den Arbeitsplatz zu verlassen – z. B. für einen kurzfristigen Termin bei der Ärztin oder dem Arzt oder für einen gesundheitlichen Notfall. Falls nötig: Legen Sie fest, wer in dieser Zeit die abwesende Person vertreten kann.

Informationen zum Notfallplan

Urlaub für pflegende Angehörige und für die Betreuung schwer erkrankter Kinder

Mitarbeitende haben Anrecht auf bezahlten Urlaub, um kranke oder verunfallte Familienmitglieder oder Lebenspartner/innen betreuen zu können.

Zu den gesetzlichen Vorgaben

Unbezahlter Urlaub

Manchmal müssen sich pflegende Mitarbeitende intensiver um eine ältere oder kranke Person kümmern.

Ermöglichen Sie unbezahlten Urlaub – möglichst auch ohne viel Vorlaufzeit – für einige Wochen oder Monate. Und lassen Sie zu, dass jemand auch kurzfristig wieder einsteigen kann, wenn sich die Situation ändert.

Überlegen Sie frühzeitig, wer die Person vertreten könnte und organisieren Sie die Arbeit so, dass Vertretungen ohne grossen Aufwand möglich sind.

Weitere Informationen zu unbezahltem Urlaub

Reduktion der Arbeitszeit

Wenn die Pflege intensiver wird, hilft eine Pensenreduktion – über eine kurze oder längere Zeit. Halten Sie die Vereinbarung in einem Zusatz zum Arbeitsvertrag fest.

Nehmen Sie Rücksicht bei der Planung

Achten Sie bei der Arbeitsplanung auf die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen und berücksichtigen Sie sie, z. B. bei:

  • Sitzungsterminen (frühen Morgen und späten Nachmittag so gut wie möglich vermeiden)
  • Ferien
  • Veranstaltungen
  • Dienstreisen
  • Schichten

Besonders wichtig: Planen Sie langfristig, damit pflegende Mitarbeitende rechtzeitig eine andere Person für die Betreuung finden können. Und sorgen Sie dafür, dass sich Teammitglieder untereinander absprechen und Arbeitseinsätze abtauschen können.

Kommunizieren Sie die Situation offen im Team

Wenn es zu Notfallsituationen oder Ausfällen kommt, ist das Team immer mitbetroffen. Sprechen Sie mit dem Team deshalb offen über die Situation, den Zeitrahmen und mögliche Lösungen etc. Legen Sie Lösungen am besten gemeinsam fest.

Zu Vertretungsmanagement und Notfallplan

Wichtig: Klären Sie vorher unbedingt mit den betroffenen Mitarbeitenden, welche Informationen Sie zur privaten Situation weitergeben dürfen.

Organisieren Sie ein verlässliches Vertretungsmanagement und erstellen Sie einen Notfallplan

Notfälle und schwere Krankheitsphasen kommen manchmal plötzlich, manchmal sind sie voraussehbar. Seien Sie auf alle Fälle gut vorbereitet.

Notfallplan und Vertretungsregelung

Machen Sie einen Notfallplan für den Fall, dass eine pflegende Person für kurze oder längere Zeit ausfällt oder das Pensum reduzieren muss.

Achten Sie bei kurzen Ausfällen auf Folgendes:

  • Priorisieren Sie: Welche Aufgaben müssen andere erledigen? Welche Aufgaben können einen Moment liegenbleiben?
  • Regeln Sie die Vertretung falls nötig: Wer aus dem Team ist Ansprechperson? Wer kann kurzfristig welche Aufgaben übernehmen?

Achten Sie bei mittelfristigen Ausfällen auf Folgendes:

  • Priorisieren: Stellen Sie weniger wichtige oder dringende Aufgaben zurück.
  • Aufgabenverteilung: Verteilen Sie die wichtigen oder dringenden Aufgaben an die anderen Teammitglieder.
  • Vertretung: Klären Sie, ob jemand aus dem Betrieb das Pensum erhöhen kann oder organisieren Sie eine externe Vertretung.
  • Übergabe: Stellen Sie sicher, dass wichtiges Wissen weitergegeben oder schriftlich festgehalten ist.

Arbeiten Sie mit Personalvermittlungen zusammen

Je nach Art der Arbeit lohnt sich die Zusammenarbeit mit Agenturen für Temporärkräfte. Sprechen Sie bereits im Voraus mit Anbietenden und machen Sie einen Rahmenvertrag. Dann funktioniert im Ernstfall alles schneller und unkomplizierter.

Wenn Sie als grösserer Betrieb regelmässig mit derselben Anbieterin oder demselben Anbieter arbeiten, können dieselben Aushilfskräfte mehrfach vermittelt werden. Dabei können Sie auch bessere Konditionen verhandeln.

Verteilen Sie Aufgaben bei Bedarf neu

Manchmal hilft es, Aufgaben schon vor einer Krise neu zu verteilen. Das kann Pflegende entlasten: Sie können z. B. Aufgaben übernehmen, die besser mit dem Privatleben vereinbar sind, bei denen weniger Präsenz nötig ist oder die weniger stressig sind. Erarbeiten Sie die neue Aufgabenverteilung im Team.

Sichern Sie den Informationsfluss

Zeichnet sich ab, dass die gepflegten Personen bald noch mehr Pflege und Betreuung brauchen? Dann lohnt es sich, wichtige Informationen rasch weiterzugeben. Sorgen Sie dafür, dass pflegende Mitarbeitende in dieser Situation regelmässig über den Stand von Projekten oder Aufträgen informieren und wichtige Informationen schriftlich festhalten.

Überprüfen Sie Ihre Vereinbarkeitsangebote

Viele Betriebe haben gute Angebote für die Vereinbarkeit, aber sie sind auf Mitarbeitende mit Kindern ausgerichtet. Viele Angebote funktionieren auch für pflegende Mitarbeitende.

Gehen Sie Ihre Angebote durch und prüfen Sie, was auch für pflegende Mitarbeitende hilfreich sein könnte. Flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten sind z. B. für pflegende Mitarbeitende genauso hilfreich wie für Mitarbeitende mit Kindern.

Benennen Sie eine Ansprechperson

Für Betroffene ist es hilfreich, wenn sie wissen, an wen sie sich wenden können. Benennen Sie darum eine fixe Ansprechperson (oder mehrere Personen) in Ihrem Betrieb. Sie informiert und unterstützt zu allen Fragen rund um die Pflege von Angehörigen. Vielleicht gibt es eine Person, die selbst Erfahrungen mit einer Pflegesituation hat?

Sorgen Sie dafür, dass alle wichtigen Informationen zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in Ihrem Betrieb bei dieser Person ankommen.

Sammeln Sie hilfreiche Informationen für pflegende Mitarbeitende

Viele pflegende Mitarbeitende wissen nicht, wo sie Informationen und Unterstützung erhalten können. Häufig ist ihnen auch nicht klar, welche finanziellen Leistungen der gepflegten Person zustehen (Ergänzungsleistungen, Hilflosenentschädigung etc.).

Geben Sie untenstehende Links weiter, dann kommen Ihre Mitarbeitenden schneller zum Ziel.

Allgemeine Ratgeber, praktische Tipps, Infos zu finanziellen und rechtlichen Themen und vieles mehr:

Entlastungsangebote für pflegende Mitarbeitende:

Sensibilisieren Sie

Damit die Vereinbarkeit für pflegende Mitarbeitende gut funktioniert, sind die Unterstützung von Vorgesetzten und ein verständnisvolles Team unverzichtbar. Sensibilisieren Sie in Ihrem Betrieb für das Thema.

Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten:

  • Mitarbeitendengespräche: Integrieren Sie Fragen zur Vereinbarkeit standardmässig in das Formular für die Mitarbeitendengespräche.
  • Interne Kommunikation: Informieren Sie zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf oder porträtieren Sie pflegende Angehörige über die Kommunikationskanäle, die Sie intern nutzen. Je nach Betriebsgrösse kann das auch ganz unkompliziert geschehen, z. B. als Thema beim Mittagessen oder als Themenblock in einer Teamsitzung.
  • Vorgesetzte informieren: Zeigen Sie auf, welche Bedürfnisse pflegende Mitarbeitende haben. Geben Sie Impulse, wie Vorgesetzte das Thema ansprechen können.
  • Im Leitbild integrieren: Sie haben ein Leitbild? Thematisieren Sie dort auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege – genauso wie die Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung oder anderen Lebensbereichen.
Vernetzen Sie pflegende Mitarbeitende

Vielleicht pflegen mehrere Mitarbeitende in Ihrem Betrieb andere Menschen?

Ermöglichen Sie einen Erfahrungsaustausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen. Das kann informell, als Pflegestammtisch oder als Austauschgruppe vor Ort oder online stattfinden.

Beachten Sie gesetzliche Vorgaben

Arbeitgebende müssen besondere Rücksicht auf Mitarbeitende mit Familienpflichten nehmen. Das gilt auch für Angestellte, die pflegebedürftige Angehörige oder nahestehende Personen pflegen und betreuen.

Sie haben Anrecht auf bezahlte Urlaubstage, um kranke oder verunfallte Familienmitglieder oder Lebenspartner/innen betreuen können. Ausserdem müssen Arbeitgebende Rücksicht nehmen, wenn sie Arbeitszeiten und Überzeit festlegen.

Zu den gesetzlichen Vorgaben für Mitarbeitende mit Familienpflichten

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